Scheitern des Umweltgipfels in Kopenhagen Dezember 2009

Könnte es sein, dass die Politiker gar keinen guten Job machen konnten? Ist eine so vage Zielsetzung geeignet, wirklich konkrete Maßnahmen und erhebliche finanzielle Mittel zu vereinbaren?

Scio, ut nescio (lat. Ich weiss, dass ich nichts weiss) wäre doch eher angebracht. Zwei Grad Temperaturerhöhung gegenüber dem Beginn des Industriezeitalters als fixe Grenze? Als Naturwissenschaftler (er sollte Wissen über die Natur schaffen) sollte man ein paar ganz einfache Fragen stellen:

1. Die Durchschnittstemperatur ist der lineare Mittelwert aus dem Temperaturverlauf über einen zu definierenden Zeitbereich in der Vergangenheit. Aber Durchschnittstemperatur + 15° Celsius haben z. B. folgende beiden Bereiche:

Bereich „Konstant“ hat tagein, tagaus konstant + 15° Celsius.

Bereich „Extrem“ hat zwölf Stunden + 30° Celsius und zwölf Stunden +/- 0° Celsius.

Das Klima ist in beiden Bereichen sehr unterschiedlich, hat aber den gleichen Mittelwert. Dies Beispiel zeigt mir, dass es doch eigentlich auf die Extremwerte ankommt und nicht auf den Mittelwert. Heißt das, dass wir wissenschaftlich so weit weg von der Realität diskutieren? Mathematisch wollte ich hier nur zeigen, dass man über Mittelwerte allein gar keine gezielten Maßnahmen definieren kann.

2. Dies zeigt mir, dass wir weder eine wissenschaftlich gesicherte Rechenvorschrift haben, wie sich das Klima aus den vielen Einflussgrößen langfristig entwickelt, noch wie einzelne Größen zu beeinflussen sind. Die Welt wird sich verändern, wie sie das seit Jahrmillionen tut, und wir werden uns anpassen müssen, ob wir das nun angerichtet haben oder nicht. Es gibt menschliche Aufzeichnungen von einer eisfreien Antarktis und einem landwirtschaftlich genutztem Grönland (= Grünland), wir wissen, dass die Sahara mal Grünland war, oder das Mittelmeer ausgetrocknet. Hat die Welt das nicht alles überlebt? Natürlich gab es Völkerwanderungen, alte Ordnungen wurden zerstört, neue Welten erschlossen. Stecken wir nicht lieber unseren Geist und unsere Mittel in die Lösungen für Morgen und nicht in das Beharren auf Gestern?

3. Etwas ist sicher anders geworden: Der Mensch hat schon immer Raubbau betrieben, aber die Dimension heute ist gigantisch, und die Globalisierung ist nicht gerade durch lokale Rücksichtnahme geprägt. Der Wertehorizont von manchem Weltkonzern hat sich leider auf den Standpunkt „make money“ reduziert. Sollte nicht unser Leitgedanke sein, dass wir die Welt „von unseren Enkeln geliehen“ haben?

4. Der Spruch: „die Welt hat genug für alle zum Leben, aber nicht für die Gier aller“ zeigt mir das eigentliche Problem: Maßlosigkeit der Einen und Hilflosigkeit der Anderen. Warum lassen sich so Viele von so Wenigen ausbeuten?

Antworten:

Was ist jetzt zu tun? Ich sehe nur die Gemeinwesen in der Lage, wirklich etwas zu tun. In dieser Größenordnung kann man Blockheizkraftwerke bauen, die den Gesamtwirkungsgrad gegenüber einem Großkraftwerk annähernd verdoppeln, also mit halber Primärenergie auskommen. Natürlich kann jeder Hausbesitzer heute schon die Entscheidung treffen: „WEG VOM ÖL“ und in Wärmepumpen investieren, und selber übers Jahr soviel Strom solar erzeugen, wie er selbst verbraucht, oder mehr. Natürlich kann jeder heute wesentlich effizienter und multivalent (mit mehreren Energiequellen) heizen, aber solange „sich das nicht rechnet“, machen es halt nur die Idealisten. Aber die sorgen wenigstens dafür, dass die Technologie weiter entwickelt werden kann, obwohl der Preis erst über die Stückzahl kommt.

Denn eines Tages wird das verfluchte und geliebte Öl nicht mehr bezahlbar sein, das Glück, dass in einem Liter Öl zehn Kilowattstunden Energie schlummern, wird uns verlassen. Technologiefeindlichkeit ist auf jedenfall die dümmste Antwort auf unsere Situation. Die Römer kannten schon das Öl, aber es war für sie keine Resource, weil sie die Technologie dafür nicht hatten. Vielleicht ist Wasser oder Sand die neue Energie, die Sonne wird auf jedenfall eine wesentliche, aber nicht hinreichende Rolle spielen. Regenerative Energien haben aber alle etwas gemeinsam: man muss sie speichern können! Wenn wir so unentschlossen weitermachen, haben wir keinen gleichwertigen Ersatz für Öl!

Wir müssen erst den Schalter im Kopf umlegen, dann kommen auch die neuen Ideen, wie wir neue Herausforderungen meistern.

Ich möchte jedenfalls nicht von meinen Enkeln gefragt werden: „Mensch, wie blöd’ wart ihr eigentlich, das hat man doch kommen sehn?“

Inspirationen aus: Vaclav Klaus: Blauer Planet in grünen Ketten, Hubbart: Die Energiewende


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