Patente

Wie macht man ein Patent? (Sektor Elektronik, Mechanik, Mechatronik und Allgemein)

Ausgangspunkt einer erfolgreichen Innovation ist nicht die gute Idee, sondern vorher eine außergewöhnliche Zielsetzung, die ungeahnte Potentiale erst freisetzt. Erst solche Lösungen haben das Zeug zum Patent, dem gesetzlich verbrieften Alleinstellungsmerkmal.

Aber oft geht es bei gleicher Aufgabenstellung um eine andere Lösung, als die bisherige, weil diese für den Wettbewerber geschützt ist. Da hilft immer eine Maxime: GENIAL EINFACH.

Überlegen Sie sich, was ist die eigentliche Funktion, der Kundennutzen, und was ist das Drumherum.

Wir Entwickler sehen ja oft die Notwendigkeit, alles wissen, und deshalb messen zu wollen. Viele Geräte haben heute mehr Aufwand in Hardware und Software für Messen, Diagnose und Kommunikation, als für die eigentliche Funktion. Ob das in allen Fällen so sein muss, ist zu hinterfragen. Natürlich hat die Digitaltechnik immense Vorteile, vor allem, wenn die Funktion auch auf Lernfähigkeit beruht. Viele Funktionen können aber auch rein analog gelöst werden, nur sind die Kenntnisse hier nicht mehr so weit verbreitet. Ganz sicher steigt die Produktqualität nicht mit der Anzahl der Bauteile.

Viel Potential steckt immer in der Verpackung der Funktion. Hier ist das größte Problem, dass Elektronikingenieure und Maschinenbauer eine so völlig getrennte Ausbildung, und daher auch verschiedene Denkweise haben. Vor allem gehen sie oft nicht aufeinander zu. Als einer der Mechatronikpioniere (ich habe ab 1966 noch Maschinenbau und Elektrotechnik an der TH in München studiert) war es unsere Aufgabe, die Elektronik an einem langem Kabelbaum raus aus ihrem eigenen Gehäuse direkt in die Sensoren oder Aktoren im Motorraum zu integrieren. Dazu waren natürlich Bauteile und Aufbautechnologien zu qualifizieren, die den dort vorhandenen Temperatur- und mechanischen Belastungsstress tausende von Stunden überleben können. Dies bedeuted eine enge Verzahnung von Elektronik- und Mechanikentwicklung. Wir haben darüber hinaus in der Entwicklung Fertigungsunterlagen erzeugt. Das bedeutet, dass zwischen Entwicklung und Fertigung keine weitere Organisation das Entwicklungsergebnis nochmal fertigungsgerecht überarbeiten musste. Die Entwickler haben ihr Produkt selbst in Serie begleitet, und dabei gelernte Probleme in der nächsten Generation sicher vermieden.

Zurück zu den Patenten. In der oben geschilderten Gesamtschau der Entwickler, dieses bewusste „über den Tellerrand schauen“, ist eine weitere Quelle der Innovation. Auch hier steckt im Weglassen Potential. Oft denkt ein Bereich, das muss unbedingt sein, der in der Prozesskette nachfolgende Bereich benutzt das aber garnicht. Der „Lieferant“ macht Überstunden dafür, und der „Kunde“ wirft es weg.

Wir haben oft darüber diskutiert, wie man eine Atmosphäre für Innovationen schafft. „Bei dem Stress hier, kann einem ja nichts einfallen“. Natürlich muss man im Kopf frei sein für etwas Neues. Sehr oft, und am zuverlässigsten, wird dieser Freiraum aber durch Not erzeugt. Der Spruch „Not macht erfinderisch“ hat sich auch bei uns öfters bewahrheitet. Wesentlich für ein gutes Patent ist dann die Zusammenarbeit zwischen Patentanwalt und Erfinder, hier sollten auch übergeordnete Ansprüche definiert werden. Das Wichtigste ist dann die Vergütung der Erfinders nach Arbeitnehmererfinder Gesetz. Das ist zwar ein Gesetz, wird aber von manchen Arbeitgebern sehr stiefmütterlich umgesetzt, womit wir dann wieder bei Motivation und Erzeugung einer innovativen Atmosphäre angekommen sind.